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Rückschau auf die Gay Games in Cleveland
Gay Games 2014
Es war wohl doch eine goldrichtige Entscheidung, die Gay Games 2014 in der “Provinz” statt finden zu lassen. Zugegeben, für viele Sportlerinnen und Sportler schien der Austragungsort der „schwulen Olympiade“ nicht sehr attraktiv. Und so war die Teilnehmerzahl auch geringer als bei vorangegangenen Spielen, irgendwo zwischen 5.000 und 7.000. Doch diejenigen, die dann die Reise nach Cleveland auf sich nahmen, waren begeistert.
Selbstverständlich war alles gut organisiert. Das wurde ja von den Amerikanern auch nicht anders erwartet. Doch was diese Gay Games von den anderen abhob, war das unbeschreiblich herzliche Willkommen der Gastgeber. Nahezu jedes Restaurant, jede Bar und viele Geschäfte in den Innenstädten der beiden Städte zeigte Regenbogen-Flagge. Überall grüßten Verkehrspolizisten und Verkäuferinnen die Teilnehmer, zu erkennen an den Umhängeausweisen, und wünschten ihnen viel Erfolg. Passagiere applaudierten, wenn Teilnehmer mit Medaillen einen Bus bestiegen. Und nicht selten hörte man von den Einheimischen ein „Thank you for being here“. Was war das für ein tolles Gefühl.
Für die gesamte Region Nordost-Ohio waren die Gay Games das Ereignis der letzten Jahre. Täglich gab es Berichte von den Spielen im lokalen Fernsehen. Und sowohl Ohio’ern als auch den Teilnehmern aus aller Herren Länder schwoll das Herz, als der Präsident der Vereinigten Staaten bei der Eröffnungsfeier eine Video-Grußbotschaft sendete.
Dann waren da natürlich auch die vielen persönlichen großen und kleinen Sensationen. Ich hatte meinen ersten offiziellen 5-KM-Lauf. Der fand bei schönstem Wetter ganz früh morgens im Zoo von Cleveland statt, einfach toll. Unvergesslich auch die 99-jährige 100-Meter-Läuferin, die zum ersten Mal an den Gay Games teilnahm und versprach, bei den Gay Games in Paris 2018 wieder dabei zu sein. Oder der blinde Eiskunstläufer, dem man seine Behinderung beim Paarlauf gar nicht ansah. Er legte dann auch noch einen super Einzellauf hin. Das Publikum tobte und weinte, er bekam eine Medaille und war überglücklich. Es war das erste Mal, dass er als Blinder überhaupt an einem Eiskunstlauf-Wettbewerb teilnehmen durfte.
Auch sonst herrschte überall eine tolle Stimmung. Das Festival Village in der Innenstadt von Cleveland, geöffnet von 16 Uhr bis Mitternacht, war ein beliebter Treffpunkt. Anschließend zogen dann viele weiter in die vielen Bars und Kneipen der Umgebung oder ins nahe gelegene 5-Sterne Renaissance Hotel. Auch dort war jeden Abend was los. Die elegante Hotellobby mit Marmorbrunnen bot Pianomusik, und ein Konferenzsaal war zur Disco umfunktioniert. Dann gab es die großen und kleinen Partys, die“ White Party“ mit Boy George als DJ, die Frauenparty in der echten Kirche mit stolzen Pfarrer und Gemeinde, die Konzerte, Musicals, Theaterstücke, das Hamburger Festival und, und, und. Für Langeweile war einfach keine Zeit.
Participation, Inclusion, Personal Best, der Leitspruch der Federation of Gay Games wurde in diesem Sommer in Cleveland und Akron wieder er- und gelebt.
Text: Tom Rogat